Entstehung eines Gemäldes:
Nachtzug nach Lissabon
Zweiteilig, je 140 x 170 cm

Geht es den Anderen auch so: dass sie sich in ihrem Äußeren nicht wiedererkennen?
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Dass die Vertrautheit von innen und die Vertrautheit von außen so weit auseinander liegen können, dass sie kaum mehr als Vertrautheit mit demselben gelten können?
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Menschen sieht man nicht wie Häuser, Bäume und Sterne. Man sieht sie in der Erwartung, ihnen auf bestimmte Weise begegnen zu können und sie dadurch zu einem Stück des eigenen Inneren zu machen.
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Und so sind wir uns doppelt fremd, denn zwischen uns steht nicht nur die trügerische Außenwelt, sondern auch das Trugbild, das von ihr in jeder Innenwelt entsteht.
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Wie wäre es, wenn wir uns ungeschützt durch die doppelte Brechung, die der gedeutete Körper darstellt, gegenüberstünden? Wenn wir, weil nichts Trennendes und Verfälschendes zwischen uns stünde, gleichsam ineinanderstürzten?

Aus "Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier, Seite 99-101